Samstag, 30. Dezember 2006

Die Shraga-Elam-Brigaden - Nasrallah's Little Helpers

Dass sich zu jeder Dummheit der Menschheit nützliche Idioten finden die das Treiben unterstützen, obwohl sie es eigentlich besser wissen könnten ist sicher nichts Neues. Auf dem Gebiet des Antisemitismus haben die Finkelsteins, Chomskys und Avnerys dieser Welt eine lange Tradition als Jews-on-demand, die in Deutschland immer dann hervorgezaubert werden, wenn man den Juden eine reinwürgen möchte aber sich nicht traut Tacheles zu reden weil man "als Deutscher ja nichts gegen DIE sagen darf". "Haust du den Juden eine rein, muss es zitiert von Juden sein" dichtet die Publizistin Gudrun Eussner in ihrem Text "Der Jude ist an allem schuld". Der israelische "Friedensaktivist und Recherchierjournalist" Shraga Elam ist einer der keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen lässt, sich mit vollem Einsatz an deutsche Befindlichkeiten anzuschmiegen um endlich Hofjude deutscher Geschichtsrevisionisten und Antisemiten zu werden. Beispielsweise verfolgte er mit großem Elan sein großes Ziel, die Teilnahme Henryk M. Broders am Else-Laske-Schüler-Symposium in der Schweiz zu verhindern und gab durch eine Flut von E-Mails an den Veranstalter Hajo Jahn den Startschuß zum Zwergenaufstand in Zürich. Wegen Broders "zynischer und menschenverachtender Aussagen" solle dieser ausgeladen werden fordert er und droht bei Nichtbeachtung seines größenwahnsinnigen Ultimatums mit der "Lancierung einer öffentlichen Protestaktion". Endlich hat Elam seine Lebensaufgabe gefunden und da laut Broder "ein Irrer selten allein kommt" hat er auch viele neue Freunde gefunden, z.B. Abi Melzer, der sich zwar als Verleger "das Ende des Judentums" herbeisehnt, allerdings partout nicht Antisemit genannt werden möchte und ausserdem sowieso noch eine Rechnung mit Broder offen hat.

Shrage Elam glaubt das Recht zu besitzen, jeden auch noch so großen Blödsinn über Israel, Juden und den Holocaust zu verbreiten, da er "von der Abstammung her" selber Jude ist, wie er in einem Interview mit dem Muslim Markt mutig bekennt. Er scheint also seinen Gobineau und Chamberlain gründlich studiert zu haben und zu wissen, dass die Zugehörigkeit zur jüdischen Rasse biologisch vererbt wird. Auch sonst liefert er erst einmal keinerlei Erkenntnisse über das jüdische Wesen, die nicht bereits den Antisemiten des 19. Jahrhunderts bekannt waren: "Zu definieren, was ein Jude ist, ist offensichtlich eine sehr schwierige und heikle Frage. [...] betrachten sich die meisten Juden auch als eine Nation" reproduziert er beispielsweise die alte Idee von den Juden, die eine "Nation in der Nation" bilden und trotz Diaspora zusammenhalten wie Pech und Schwefel. Da staunt man sogar beim Muslim Markt, denn "jeder Nichtjude, der so klar die Dinge aussprechen würde, wie sie [Elam; T.E] es getan haben, wäre sicherlich als Antisemit diffamiert worden". Was für ein Glück, dass Elam als genetischer Jude von solch ungerechten Vorwürfen verschont bleibt. Und so kann er auch sagen was sonst keiner aussprechen kann, nämlich dass die Juden eigentlich sowieso die viel größeren Nazis sind und die "faschistischen [...] Tendenzen in der israelischen Gesellschaft" dazu geführt haben, dass "die Maßnahmen gegen Palästinenser heute z.T. viel schärfer [sind], als sie es in den 30er Jahren in Nazi-Deutschland gegen Juden waren". Die Palästinenser sind also die Juden, und Juden die Nazis von heute, weshalb Elam auch extra einen "Palästinenser-Stern" (siehe Abbildung) gebastelt hat, um gegen "ethnische Säuberungen" an seinem Lieblingsvolk zu protestieren. Wer das Böse in die Welt gesetzt hat scheint für Elam eindeutig zu sein und so nimmt er auch mal an Veranstaltungen teil, die über Themen diskutieren wie: "Die USA und Israel sind schuldig – gibt es einen Raum für eine antiamerikanische Bewegung in Europa?" Da ist es nur verständlich, dass er bei der Frage der Legitimität des Verbrecherstaates Israel ins Grübeln kommt: "Grundsätzlich betrachte ich die Frage nach dem Existenzrecht Israels [...] als eine absolut legitime Fragestellung".

Ausserdem hat Elam für die Deutschen ein ideologisches Zuckerl, dass man gerade aus dem Mund eines waschechten Juden ganz besonders gerne vernimmt: die Juden waren selber Schuld an ihrer Vernichtung, da sie mit den Nationalsozialisten gemeinsame Sache gemacht haben, was natürlich der judentypischen Gier geschuldet ist, denn wenn "finanzielle Vorteile da waren" war man auch bereit "mit den Nazis zu kooperieren", so Elam in einem Interview. Dass die Juden dann vernichtet werden sollten kann er da fast schon nachvollziehen und gibt zu, es falle ihm "viel leichter, einen deutschen Soldaten zu verstehen als meine eigenen Großeltern". Als SS-Obersturmbannführer hätte er bestimmt eine glänzende Figur gemacht, aber heute begnügt er sich damit, seine eigenen politischen Ambitionen lieber auf andere zu projizieren, am liebsten Juden. Deshalb fordert er auch in einem offenen Brief, der um Unterstützung für Jamal Karsli wirbt: "Die Mitglieder des Zentralrats der Juden in Deutschland sollen verklagt werden, und zwar nicht nur wegen Ehrverletzung, sondern auch wegen Komplizenschaft mit den israelischen Kriegsverbrechern, grober Verletzung der jüdischen Interessen und wegen ihrer rassistischen Haltung." Henryk Broder erläutert in seinem Beitrag "Shraga und Jamal oder: Plisch und Plumm machen was zusammen" die Rolle Elams im Karsli-Skandal: "Elams E-Mail an Karsli, in der von "israelischen Nazi-Methoden" die Rede war und die Karsli mit dem Vermerk "sehr lesenswert" weiter verbreitete, war der Anlass (oder der Vorwand) für Westerwelle, Karslis Ausschluss aus der FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag zu fordern und schließlich, gegen Möllemann, durchzusetzen."

Dass er ein kleiner Finkelstein ist, versucht Elam in seinen regelmäßigen Veröffentlichungen über die "Die Holocaust-Industrie und die 'Holocaust-Religion'"unter Beweis zu stellen. Angebliche "Priester" dieser Religion würden versuchen, diese Kleinigkeit namens Shoa monströs aufzubauschen um daraus - wie könnte es auch anders sein - finanziellen Profit zu schlagen. Dabei war doch alles halb so wild, denkt sich Elam, ein Jude wie er den Deutschen nicht gelegener kommen könnte, und deshalb sei die Behauptung ein Schutzraum vor Antisemitismus sei unumgänglich auch nichts als Hysterie: "Das Image Israels als Zufluchtsort für verfolgte Juden entpuppt sich also als absoluter Mythos", vielmehr sei die zionistische Bewegung für das Ausmaß der Katastrophe sogar mitverantwortlich, denn "hätte es den Zionismus nicht gegeben, so wären die Rettungschancen für sehr viele Juden während der NS-Zeit bedeutend größer gewesen." Auch sonst zeichnet sich dieser Jew-on-demand vor allem durch besonders hartnäckige Resistenz gegenüber jeglichen historischen Fakten aus und versteht deshalb auch die ganze Aufregung um die Holocaustleugner-Konferent im Iran nicht. Er erklärt seinen Lesern "Why there is so much excitement about Holocaust Denial and to whom the HD is dangerous" erwartungsgemäß damit, dass eigentlich nur raffgierige Juden etwas gegen das bisschen Geschichtsrevisionismus haben können: "those who profit most out of it are what might be called the priests and prophets of the Holocaust religion and Israel". Und diese "Priester und Propheten" bekämpft Elam auch gerne mal an der Seite des wohl bekanntesten Holocaustleugners David Irving, der vom schweizer "Recherchierjournalisten" einen Liebesbrief in sein virtuelles Poesiealbum geschrieben bekam. Elam teilt ihm darin mit (in einer Übersetzung von Karl Pfeifer): "Ich finde es wirklich schade, dass ein brillanter Forscher wie Sie mit dieser Sache, mit der sogenannten 'Auschwitz-Leugnung' zu tun hat, weil ich mit Ihnen vollständig einverstanden bin, dass Hitler nicht Teil des Projekt Auschwitz war. Nach meiner Theorie, war das sogar ein Plan Himmlers gegen Hitler [...]. Ich teile im allgemeinen Ihre Skepsis gegenüber der 'oral History' und den Manipulationen der Priester der 'Holocaust-Religion'". Irving ist über den Zuspruch hocherfreut und antwortet: "Faszinierend. Lassen Sie uns mehr korrespondieren, insbesondere wenn die Hitze der jetzigen Übel vorbei ist. Ich verstehe, dass Sie ein israelischer Journalist sind? Einige meiner besten Freunde sind...". Elam übertrifft sich in seinem Schmusekurs mit den Superstars der Holocaustleugner- und Antisemitenszene immer wieder selbst. Er ist ein Mann der Superlative und deshalb ist es sehr treffend wenn Henryk Broder feststellt:"Schräg, schräger, Shraga". Es sei faszinierend, "wie ein jüdischer Friedensaktivist sich als Proktologe bei einem Berufsantisemiten anschleimt". Die von Elam umworbenen Kreise haben sich für seine Stiefelleckerei bereits erkenntlich gezeigt und so werden seine Aufsätze nicht nur im nationalbolschewistischen Querfrontprojekt Kalashnikow veröffentlicht, sondern auch in einer Online-Zeitschrift die sich damit brüstet, "The World's largest website for Historical Revisionism" zu sein. Es wächst zusammen, was zusammengehört.

Zu dieser düsteren Melange gesellen sich auch große Teile der Friedensbewegung und so wurde vom Antikriegsforum Heidelberg zu "Onkel Shragas Märchenstunde" am 1. September 2006 geladen, allerdings nicht, wie man vermuten könnte, um den Überfall auf Polen zu feiern, sondern um gegen Juden vom Leder zu ziehen, die ihren Staat nicht ohne Gegenwehr von der Hisbollah auslöschen lassen wollen. Die "goldene Katjuscha", welche Lizas Welt offiziell den Heidelbergern für ihre herausragenden Verdienste auf dem Gebiet des Appeasements verlieh, hatten sie sich dabei nicht nur durch die Wahl ihres Referenten verdient: schon kurz zuvor hatten die Friedensfreunde eine Demonstration organisiert, auf der Nasrallahbilder und geschichtsrevisionistische Parolen allgegenwärtig waren, wie eine Gruppe von Einzelpersonen in einem Leserbrief an die Rhein-Neckar Zeitung kritisiert. Die jahrhundertealte Legende vom jüdischen Kindsmord wurde mit Parolen wie "Israel - Kindermörder" wieder mal aufgewärmt und der Davidstern stellvertretend für die Juden der Müllabfuhr bereitgestellt (siehe Foto). Zu diesem Haufen passt einer wie Elam natürlich bestens , schafft er es doch die Stürmer-Parolen des Mobs in Watte zu packen. So erklärt er unter anderem, Hassan Nasrallah dürfe nicht so Ernst genommen werden wenn er die Vernichtung Israels propagiert. Es sei nichts als Säbelrasseln, schließlich habe Nasrallah Noam Chomsky empfangen. Da dieser laut Elam ein Jude und obendrein Zionist ist, aber von Nasrallah nicht umgehend getötet wurde, könne der Hisbollah-Chef unmöglich Antisemit sein. Vielmehr sei die Ursache auf der Seite der Israelis zu suchen, die unter einer kollektiven "Massenpsychose" litten und deshalb völlig außer Rand und Band seien. Problembär Israel? Sowas hört man nicht nur als Deutscher immer wieder gerne, sondern auch ein im Publikum anwesende ältere Herr, der scheinbar Sprecher der deutschen Sektion der Hisbollah ist ("Wir von der Hisbollah...") kann sich vor Begeisterung kaum noch auf dem Stuhl halten. Die Hisbollah, fährt Elam fort, habe schon mehrfach ihren Friedenswillen bekundet, sämtliche Angebote seien jedoch vom Aggressor Israel ausgeschlagen worden. Auch die Palästinenser seien ein friedliebendes Volk und Elam umschmeichelt sein Publikum mit dem rührenden Märchen von Palästinensern, die Blumen in die Gewehrläufe von IDF-Soldaten stecken. Die Idylle des Abends wurde nur kurzzeitig durch die Frage einer recht einsamen kritischen Stimme gestört, die sich erdreistete nachzuhaken, wie der Referent es denn mit Holocaustleugnern, speziell David Irving halte. Nachdem das Gemurmel der, nun plötzlich gar nicht mehr so friedlich wirkenden Friedensfreunde sich gelegt hatte setzt der "Friedensaktivist" an, die Freiheit des Wissenschaftlers(!) zu verteidigen. Dieser habe das Recht zu untersuchen, was auch immer er wolle, auch wenn es sich um "unbequeme Themen" handle. Er stehe zu seinem Brief, da Irving ein "international bekannter großer Forscher" sei, der zwar umstritten ist, aber dennoch wichtige Arbeit leiste.

Weil er es trotz größter "journalistischer" Anstrengungen immer noch nicht geschafft hat in den Pantheon der jüdischen Israelfeinde einzuziehen und sich dort einen Platz neben Chomsky und Finkelstein zu ergattern versucht er es jetzt mit einem alten, unter Antisemiten äußerst beliebten Trick: er verkauft sich in gnadenloser Überschätzung der Bedeutung seiner Person als Opfer einer Verschwörung, die - wie könnte es anders sein - natürlich von einem Juden, oder zumindest in seinem Namen anezettelt wurde. Die "Henryk-Broder-Brigaden" haben zugeschlagen und Elam in einem Telefonat mit dem Tode gedroht: "Hallo Shraga. (....) Henryk-M-Broder-Brigaden haben dich zum Tod verurteilt. In deinem Hauseingang, Konradstraße 14, wirst du erschossen wie Politkowskaja. Scheißkerl" soll der Anrufer gesagt haben und als Beweis wird stolz ein vollkommen alberner Telefonmitschnitt präsentiert. Ein Mann der bekannt dafür ist einen Juden schon auf hundert Meter Entfernung zu erkennen ist Erhard Arendt, Betreiber des Palästina Portals, einer Homepage deren Lektüre jedem gelangweilten Masochisten auf der Suche nach einem neuen Thrill an dieser Stelle wärmstens empfohlen sei. Arendt hat sofort durchschaut wie der Hase läuft - oder zumindest welchem Glauben er angehört - und stellt messerscharf fest, der Anrufer sei "wahrscheinlich ein russischer Jude". Da sollte sich Elam langsam aber sicher Sorgen machen, denn falls Juden tatsächlich so blutrünstig sind und über so gute Kontakte verfügen wie er glaubt, dann ist es um seine Gesundheit nicht gut bestellt. Vielleicht kann er ja zusammen mit Abi Melzer, Tanja Krienen, David Irving und dem Hisbollah-Sprecher aus Heidelberg eine Truppe aufstellen, die zu seinem Schutz und für den Feldzug gegen Broder eingesetzt wird. Der Name: Shraga-Elam-Brigaden.

Freitag, 29. Dezember 2006

G8-Saison in Deutschland: im Gruselkabinett der Weltverbesserer

2007 ist es endlich soweit: die hiesigen Gegner der Globalisierung und der USA können der Welt zeigen, was deutsche Wertarbeit ist. Sie sind Gastgeber für das regelmäßig stattfindende, beschauliche Spektakel mit dem Namen "Gipfelproteste", denn nächstes Jahr können die internationalen Brigaden gegen die kapitalistisch-imperialistische Weltverschwörung im beschaulichen Ostseebad Heiligendamm zu sambarhytmen schunkelnd gegen die Schurken der Welt demonstrieren. It's your Heimspiel; Deutsche Linke vs. Führer der Welt heisst es, wenn die Massen wieder mal in den heldenhaften Krieg gegen das Imperium ziehen, 100.000 Jedi-Ritter werden erwartet. Auf diese Zahl kommt man dank reichlich naiver Vorstellungen von der Funktionsweise der Welt, die es ermöglichen, so ziemlichen jeden Idioten aufzufangen, der bei den Worten "Globalisierung", "Kapitalismus" und "Imperialismus" das Bedürfnis verspürt den nächsten Pflasterstein aufzuheben und auf den Marschbefehl zu warten.

Die meisten "Globalisierungsgegner" haben ein wirklich tragisch einfaches Weltbild. Eine kleine, fiese und egoistische Gruppe von Strippenziehern spielt mit den eigentlich gutmütigen Menschen der Welt ihr schmutziges Spiel, um sich an ihrem Elend zu bereichern. Alles was nicht gefällt, sei es Krieg, Sexismus, Rassismus oder HartzIV wird auf gezielte Pläne dieses Kreises zurückgeführt. Wenn man mit genug Dreck schmeisst wird schon etwas hängen bleiben scheint die Devise zu sein. "Die Herrschenden tragen ihre sinnentleerte Lebensphilosophie von der Freiheit der Ware in jeden Winkel der Welt. Ihre Mittel und Methoden sind Korrumpierung, Betrug, Raub, Krieg und Folter", göbbelt sich das Gegeninformationsbüro Berlin in einem Positionspapier beispielsweise schon mal warm, und legt damit eigentlich nur einen logischen Schluß nahe, wie alle Probleme der Menscheit zu lösen sind: weg mit den Kapitalistenschweinen! Ganz normaler linke Weltverschwörungsparanoia, gemischt mit latenten Liquidationsphantasien. Felix Körner von der Gruppe Antifa Goes To Hollywood analysiert in einem Conne Island Newsflyer den Kapitalismusbegriff der Gipfelstürmer: diese vetrträten "eine Analyse des Kapitalismus, die nicht auf materiellen Grundlagen ruht, sondern einer kulturalistischen 'Idee der Gewinnmaximierung' [...] die Vorstellung des Kapitalismus als Racket-Herrschaft einer privilegierten Clique statt als abstraktes Verhältnis von Warensubjekten [...]" reproduziere was faktisch "ein Aufruf zur staatlichen Intervention gegen den 'entfesselten Kapitalismus'" ist in dessen Folge "die Forderung nach einer 'Fesselung' dieses Kapitalismus, zurück zur Sozialromantik des nationalen und sozialen Staates, zurück zum Konstrukt der 'einfachen Warenproduktion', zurück zum 'fairen Handel'; eine asketische Verzichtsethik wider den Konsum (als wäre Kapitalismus vorrangig ein Problem der Distribution) anstatt eine Kritik der Warenproduktion" eine logische Konsequenz sei.

Zu den regelmäßigen Gipfel-Hopping-Ritualen gehören natürlich auch die Palästina-Fahnen schwenkenden und Kufiya tragenden Amerika- und Israelhasser jedweder Couleur, die sich von solch simpler Programmatik verständlicherweise magisch angezogen fühlen. Von Teilen der Bewegung werden sogar die, mit der Waffe an der antiimperialistischen Front dienenden Genossen in aller Welt in inhaltlichen Papieren direkt umworben. So zum Beispiel in einem gemeinsamen Beitrag der Gruppen Autonome KommunistInnen, Rote Aktion Berlin (RAB), Soziale Initiative Neukölln (SiNN), Gruppe Arbeitermacht und revolution!. In diesem betonen sie, dass ihr "Kampf" auch als "Unterstützung der nationalen Befreiungsbewegungen, etwa in Kolumbien und Venezuela, in Nepal, in Palästina, Kurdistan und im Baskenland" zu verstehen sei. Was für eine illustre Runde doch da von den Freizeitrevoluzzern hofiert wird: von der ETA über die Hamas bis hin zur FARC und den diversen PKK-Nachfolgeorganisationen. Und genau Gruppierungen von diesem Kaliber sind für die Autoren auch der Schlüssel zur Schaffung weltweiten Friedens: "Wir wissen, dass der Imperialismus nicht in Heiligendamm geschlagen werden wird, sondern dass dazu der Widerstand im Irak und in Palästina, die Revolution in Bolivien oder Massenstreiks gegen die Angriffe in Europa unterstützt und propagiert werden müssen." Das Glück der Erde liegt eben doch nicht auf dem Rücken der Pferde, sondern spricht aus den Gewehrläufen all jener, die sich dem Kampf gegen das "Imperium" verschrieben haben. Dass sie dabei oft auch sexistisch, rassistisch oder antisemitisch sind verkommt dabei genauso zur problemlos zu vernachlässigenden Nebensächlichkeit wie ihr häufig terroristisches Gebahren.

Vollkommen zu Recht stellt deshalb das G8-Plenum Mannheim-Heidelberg in seinem Papier "Unser Nein ist das Ja zum Nichts des Ganzen" fest: "die Solidarität mit den bekannten palästinensischen 'Befreiungsbewegungen' in denen ein (z.T. eliminatorischer) Antisemitismus vertreten wird und wie sie von SINN, Revolution, Rote Aktion Berlin, Arbeitermacht und den Autonomen Kommunisten praktiziert wird, ist für uns indiskutabel. Eine ähnliche Diskussion über die 10-Euro-Kampagne für den irakischen Widerstand, die von den oben genannten Gruppen ebenfalls unterstützt wurde, ersparen wir uns an dieser Stelle". Eine solche Schmähung des "Palästinensischen Widerstandes" lässt der tapfere Antiimperialist natürlich nicht auf sich sitzen und so fühlte sich eine Gruppe mit dem martialischen Namen Kampfinitiative Berlin bemüßigt, eine Antwort auf das Papier aus Mannheim/Heidelberg zusammenzugeifern. Der Gruppe, die "zur Linken keinen Bezug außer den Hass auf sie" habe, gehe es "mit ihren Fälschungen und Lügen" und ihren "FBI-Methoden" einzig und allein darum, "die Linke zu zerstören und die herrschenden Verhältnisse zu zementieren". Lediglich ein Verweis der Kampfinitiative auf Geldtransfers vom Mossad oder der CIA in die Rhein-Neckar-Region fehlen da noch, um das paranoid-nationalistische Bild abzurunden.

Ins selbe Horn stoßen auch die Autoren des Papiers "Kapital Macht Krieg - die Beherrschung verlieren!" vom Gegeninformationsbüro Berlin, die - ihr guter Ruf unter den Feinden der USA und Israels ließ es bereits erwarten - mit ein paar ganz besonderen Schmankerl aufwarten können. "Der Widerstand der PalästinenserInnen gegen die israelische Besatzung wird nicht dadurch illegitim, dass es einen von den deutschen Faschisten zu verantwortenden Holocaust gab," heisst es da unter Leugnung jeglicher Kontinuitäten und Überschneidungen in der Ideologie der Judenhasser in Deutschland und im Nahen Osten. Dass es konkrete historische Gründe für die Etablierung des Staates Israel als Schutzraum für von Verfolgung bedrohte Juden gab, will man hier nicht gelten lassen. Weiter stützt die Berliner Gruppe die alte antiimperialistische Rechnung "Der Feind meines Feindes muss mein Freund sein" mit Aussagen der wirren Nationalistin Arundhati Roy: "Der irakische Widerstand kämpft auf der Frontlinie des Kampfes gegen das Imperium. Und daher ist dieser Kampf unser Kampf". Das können die Berliner vom Gegeninformationsbüro nur unterstreichen, schließlich hat man sich hier schon lange der Bekämpfung der USA und Israels verschrieben, die seit jeher auf der Liste der Lieblingsfeinde der Weltverbesserer ganz oben stehen. Den "Herrschenden" in Amerika gehe es ohnehin um die Vernichtung der Menschheit, wenn man dem apokalyptischen Szenario glauben darf: "Die USA geben seit dem ersten Weltkrieg ökonomisch, seit dem zweiten militärisch und politisch den schmutzigen Ton an. [...]Der US-Imperialismus treibt eine am Ende zerstörerische Perspektive für die Menschen und ihre Umwelt brutaler vorwärts, als jede andere imperialistische Macht.Weil sie noch die Stärksten sind," und genau das will man ja schließlich auch ändern, Seit an Seit (leider nur ideologisch) mit Suicide Bombern im Irak und in Israel.

Nun sind Globalisierungsgegner natürlich keine Schreibtischtäter, sondern können durchaus auch praktisches Potential entfalten. So machte sich vor einigen Wochen eine Infotour-Gruppe aus Deutschland auf den Weg, um dem alten Motto "am Deutschen Wesen soll die Welt genesen" folgend den Menschen im Nahen Osten mal die ganze Sache mit dem Widerstand zu erklären und ihnen zu zeigen, wie endlich Frieden in der Region herrschen kann. Welches historische Ereignis in Deutschland sie zur Rolle des Tutors in Sachen Widerstand legitimiert ist zwar unklar, aber die Autoren eines Berichtes über die Reise geben sich sichtlich Mühe, eine möglichst emotionslose Darstellung zu verfassen, so viel muss man ihnen im Vergleich zu den recht deutlichen Aussagen in G8-Positionspapieren fast schon zugestehen. Der Text überschlägt sich mit Konjunktiven und indirekter Rede wenn die Positionen von Israelis und Palästinensern wiedergegeben werden, und sogar über Probleme bei der Kontaktaufnahme mit Aktivisten in der West Bank und im Gazastreifen wird berichtet. "Palestinian groups were quite worried of our political background, meaning: if we are working together with Israeli groups, even leftists and peace groups, that are 'pro-zionistic' in the sense of not opposing settling in the territories."

Vor wenigen Tagen hat sich im Mail-Verteiler des Anti-G8-Netzwerkes ein empörter Aktivist von Stop the Wall zu Wort gemeldet, Jamal Juma'. Er ist mit den Ausführungen der Infotour-Gruppe unzufrieden und spielt den Beleidigten: "Dear friends from Germany, Greetings from the Palestinian grassroots Anti-Apartheid Wall Campaign" begrüßt er die Deutschen Aktivisten, auf deren Israelfeindschaft man doch sonst immer bauen konnte. Der Vergleich mit Südafrika hat es Juma' und seinen Getreuen angetan und er kann gar nicht oft genug wiederholen, dass die Juden schlimmer als die Buren sind. "The Israeli regime unleashes racist brutality that by far outstands the crimes of the previous apartheid regime in South Africa" halluziniert der Koordinator der Gruppe Stop the Wall, Jamal Juma' beispielsweise in seinem Text "Between Resistance and Deception", fährt fort mit dem Vorwurf, die israelischen Juden betrieben ein "racist demographic engineering [...] to ensure Jewish numerical majority" und zeigt schließlich Verständnis für palästinensiche Vergeltungsmaßnahmen: "Yes, Palestinians do want those who have stolen their land and lives to pay a price for it." In einem anderen Beitrag für das antizionistische Rollkommando, "The Occupation's "Convergence Plan": Legitimizing Palestinian Bantustans", lässt er sich in seiner Terminologie gar von den Geschehnissen auf dem Balkan inspirieren und spricht von "ethnischen Säuberungen" durch Juden, welche eine "Judaisierung Jerusalem" voranzutreiben planten: "'New' plans for Jerusalem are based upon the ethnic cleansing of the city", was er als Konsequenz des "racist Zionist paradigm of a Jewish state in Palestine" sieht. "Jewish colonizers are to replace the indigenous Palestinian population, or at least to outnumber them by large majorities, in order to dominate them," so charakterisiert er die hinterhältigen Pläne der jüdischen Unmenschen.

Dass sich diese Koryphäe auf dem Gebiet der frieden-heuchelnden Israelfeindschaft mit den erstaunlich umsichtigen Ausführungen der Infogruppe nicht zufrieden geben kann, ist in Anbetracht seiner sonstigen Vorlieben durchaus nachvollziehbar. Juma' bereut, überhaupt zu einem Gespräch bereit gewesen zu sein: "I guess you could have saved your time and money and just not come in the first place" schreibt er in seiner Botschaft. Die Deutschen würden den Ernst der Lage in den palästinensischen Gebieten nicht erkennen, so deutet er den Unwillen der Truppe, offen gegen Israel Stellung zu beziehen. Schließlich, so müsse man endlich einsehen, seien die Palästinenser "the biggest and most longstanding refugee community in the world". Dabei wisse in der West Bank schon jedes Kind, wer an den Missständen die Schuld trägt: "You might have stopped in front of the first refugee camp [...] and asked a school boy what he thinks about the US, Europe or the UN. He would have given you a fairly clear description of the role those powers play in the expulsion and occupation of the Palestinian people". Wer nicht dem antizionistischen Kurs von Stop the Wall zustimmt ist ohnehin ein Feind des Palästinensischen Volkes und daher könne man unmöglich mit Organisationen zusammenarbeiten, "that believe it is the right of the Jewish people [...] to steal and colonize our lands, to expel our people and to destroy our society".

Die Enttäuschung über die Deutschen Kameraden, die doch schon mal so hellhörig für jüdische Untaten in der Levante waren wird aber sicher nicht das komplette Spektrum der Hamas-Cheerleader und Hussein-Verehrer davon abhalten, im Sommer in Heiligendamm zusammen mit naiven Träumern und militanten Menschenhassern aus ganz Europa zu demonstrieren und ein Zeichen gegen das Böse in der Welt, personifiziert in der homogenen Masse "die Herrschenden", zu setzen und den Kapitalistenschweinen "im Herzen der Bestie" mal wieder so richtig Dampf unterm Hintern zu machen. Dass diese "Herren der Welt" sich verständlicherweise einen feuchten Kehricht um eine Handvoll kleinkariert-nationalistischer Revoluzzer scheren ist diesen egal: dabei sein ist alles, im Gruselkabinett der Weltverbesserer.

Donnerstag, 28. Dezember 2006

Somalia: Islamistische Entwicklungshilfe

Die somalischen Islamisten wollten der Weltöffentlichkeit bereits im Sommer beweisen, dass sie dazugehören; zur Islamistischen Internationale nämlich: kurz nach der Regensburger Vorlesung des Papstes rief Sheikh Abubakar Hassan Malin - ein Geistlicher aus Mogadischu - dazu auf, Benedikt XVI zu jagen und zu töten. Da an den Papst aber nur schwer heranzukommen ist nahmen seine Anhänger mit einer italienischen Nonne vorlieb. Die 65-jährige wurde an ihrem Arbeitsplatz, einem Frauen- und Kinderkrankenhaus, erschossen. Doch nicht erst seit dieser Tat verkehren die Somalis mit den ganz Großen, und ihr Aufruf an militante Muslime in der Welt, nun endlich in den Jihad gegen Äthiopien zu ziehen ist keineswegs ein verzweifelter Hilferuf sondern die Einforderung einer Gegenleistung für bereits erfolgte Unterstützung, eine Art Startsignal.

Das (Über-)Leben in den von der Union der Islamischen Gerichte (UIC) kontrollierten Teilen des Landes ist nicht leicht. Elf Shariagerichte verwalten die Gebiete und wollen diese durch ihren Tugendterror ihrer Vorstellung des islamischen Rechts entsprechend formen. Tanzveranstaltungen und das Kauen der eigentlich traditionell heiligen Droge Khat sind seit der islamistischen Machtübernahme verboten, die Sittenwächter unterm grünen Banner sehen darin einen schweren sittlichen Verstoß. Schwere Zeiten sind mit dem Einzug der Islamisten auch für jene Frauen angebrochen, die sich nicht mit der Rolle des Heimchens am Herd, das ihrem kämpfenden Gatten vorbehalt- und rechtlos zur Seite steht begnügen wollen: die ungewisse Frage, ob sie in einem Somalia nach dem Bilde der UIC noch Sport betreiben können oder nicht ist dabei nur ein trauriges Detail, genau wie die gerichtlich verordnete Grausamkeit, einfachen Ladendieben die Hände abzuhacken.

Das im islamistischen Grün beflaggte Somalia ist keineswegs ein aufstrebender Newcomer in der Rängen der internationalen Gegner der Aufklärung und Zivilisation, sondern hat sich schon vor langer Zeit als ihre afrikanische Speerspitze etabliert. Einem der Sharia-Gerichte steht Sheikh Hassan Dahir Aweys (Foto) vor, der ehemalige Kopf des al-Itihaad al-Islamiya, der als Teil des Al-Qaeda-Netzwerks gesehen wird. Aweys ist auf den Terrorlisten der USA und der UN. Aber nicht nur Personalia rücken die seit mehr als einem Jahrzehnt agierenden Herren des Landes in ein schlechtes Licht. Somalia scheint schon länger Trainingsgrund und Rückzugsraum für islamistische Terroristen der Al-Qaeda zu sein, wie ein US-Diplomat bestätigt. Somalia will become a new haven for terrorists to launch attacks beyond its borders [...] "The Council of Islamic Courts is now controlled by . . . East Africa al-Qaeda cell individuals," Assistant Secretary of State for Africa Jendayi Frazer said, außerdem werden drei der Verantwortlichen für die Anschläge auf US-Botschaften in Tansania und Kenia im Jahre 1998 im Lande vermutet. Da ist es wohl das Mindeste, dass Osama bin Laden sich in Form einer Videobotschaft revanchiert, in der er den somalischen Jihad gegen Äthiopien ausdrücklich begrüßt und alle Kräfte zum gemeinsamen Kampf aufruft.

Dass sie mit Waffen umgehen können bewiesen die Somalis bereits im Kampf gegen Israel. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen bekam die libanesische Hisbollah bei ihrem Kampf gegen Israel (und Juden allgemein) Unterstützung aus Afrika. Die Umma kennt keine Grenzen und so schickte sich ein somalischer Unterstützungstrupp von 700 Mann an, nicht mehr nur an ihrer eigenen Heimatfront, sondern nun auch im weit entfernten Libanon gegen die Ungläubigen in den Krieg zu ziehen. Als Gegenleistung konnte sich dafür die UIC über professionelle Ausbildung durch kampfeserprobte alte Hasen auf dem Gebiet der Islamisierung erfreuen: At least 100 Somalis had returned by early September — with five Hezbollah members — while others stayed on in Lebanon for advanced military training, the report says [...] On July 27, 200 Somali fighters also traveled to Syria to be trained in guerrilla warfare, the report says. Auch die materielle Gegenleistung ließ keine Wünsche offen, so konnten die somalischen Jihadisten Waffen aus Syrien und dem Iran entgegennehmen, darunter auch moderne Flugabwehrraketen.


Dabei verbindet den Iran weitaus mehr mit Somalia als bloße Solidarität und Anerkennung. Im Gegenzug zu bereits geleisteter und noch geplanter Unterstützung erhofft sich der Staat mit dem freundlichen Präsidenten, der nicht nur für sein charmantes Lächeln, sondern auch für seinen offenen Judenhass und sein flexibles Geschichtsverständnis bekannt ist nämlich recht praktische Unterstützung in Form von Uran, welches immer noch nicht in ausreichender Menge im Lande verfügbar zu sein scheint, um die nuklearen Vernichtungspläne die der Präsident gegen Israel hegt endlich in die Tat umsetzen zu können. At the time of the writing of this report, there were two Iranians in Dusa Mareb engaged on matters linked to the exploration of uranium in exchange for arms.

Aber aktuell scheinen erst mal die Somalis an der Reihe zu sein, von der Islamistischen Internationale Unterstützung einzufordern. Und diese bekommen sie auch, schließlich gilt auch unter Islamisten: eine Hand wäscht die andere. Große Mengen an Waffen wurden laut einem UN-Bericht nicht nur von der Hisbollah, sondern auch von mehreren Staaten trotz des seit 1992 bestehenden Waffenembargos nach Somalia geschafft. Syrien, Iran, Libyen, Sudan, Ägypten, Eritrea, Dschibuti and Saudi Arabien greifen ihren Brüdern im Geiste mit allgemeiner logistischer und materieller Hilfe unter die Arme, Äthiopien, Uganda und der Jemen haben militärisches Equipment ins Land geschafft. Und dieses kommt jetzt zum Einsatz. Bereits nach den ersten Gefechten des nun wieder aufflammenden Bürgerkrieges am Horn von Afrika sind hunderte Tote zu beklagen. Obwohl äthiopische Truppen auf Mogadischu vorgerückt sind und das durch die somalische Übergangsregierung kontrollierte Gebiet somit wieder auf die Hauptstadt ausgedehnt werden konnte scheinen die islamistischen Milizen bei ihrem Rückzug die Stadt ins Chaos gestürzt zu haben.

Durch die intensive Anbindung Somalias an internationale islamistische Netzweke ist der weitere Verlauf der Auseinandersetzung alles andere als gewiss. Es scheint vielmehr so, als müssten sich die Menschen in Äthiopien und Somalia auf eine lange und verlustreiche Terrorkampagne mit Hisbollah-Know-How und iranischen Waffen im Gepäck einstellen, die von den islamistischen Horden erst dann eingestellt wird, wenn sie entweder Addis Abeba eingenommen haben oder ihnen durch militärische Intervention Einhalt geboten wird. Dabei, so geben somalische Kämpfer unumwunden zu, ist eigentlich jeder ein potentielles Ziel, der kein Islamist ist: "Special forces who are highly trained in guerrilla warfare are now ready to attack Ethiopians, wherever they are in Somalia," Sheik Ibrahim Shukri Abuu-Zeynab, a spokesman for the Islamic movement, told The Associated Press. Es war auch nicht anders zu erwarten, schließlich kennen wir Terror gegen Zivilisten als zentralsten Punkt im mörderischen Programm bereits von sämtlichen anderen Frontabschnitten im internationalen Jihad der Islamisten. Wer natürlich immer betroffen ist wenn mal wieder irgendwo in der Welt der Heilige Krieg ausgerufen wird, das sind die dort lebenden Juden, im Falle Äthiopiens die sogenannten Falash Mura, die nun mehr denn je um ihr Leben bangen müssen. In Israel wird daher an Plänen geschmiedet, diesen die israelische Staatsbürgerschaft schneller und unkomplizierter zu vergeben als bisher. Während die somalischen Jihadisten Teil des islamistischen Entwicklunghilfeprogramms für den afrikanischen Kontinent sind und ihr barbarisches Treiben auszuweiten versuchen leistet Israel also einen kleinen Beitrag in Form praktischer Überlebenshilfe.

Sonntag, 17. Dezember 2006

Grün-grüne Zwietracht

Für den Verstorbenen ist die Frage zwar eher unerheblich - tot ist tot - die Eignung der Leiche für propagandistische Zwecke hängt jedoch von den genauen Todesumständen ab, genauer davon, von wem man erschossen wird. Ist der Schütze ein Israeli, so fühlt sich Amnesty International auf den Plan gerufen und das Mantra von der „Unverhältnismäßigkeit der israelischen Militäraktion“ wird in den Medien wieder angestimmt. Ist hingegen ein Palästinenser der Täter ändert sich schlagartig das Vokabular in der Berichterstattung. Dann wird das Töten auch mal als Bruderkampf beschrieben und dadurch der Eindruck vermittelt, dass die in Wirklichkeit verfeindeten Parteien zwar zerstritten, im tiefsten Herzen aber dennoch eine Einheit sind. Wie Geschwister eben so sind. "Und jetzt gebt euch die Hände und vertragt euch wieder."

Am 30. September 2000 filmte ein Kameramann des französischen Senders France 2 eine erschütternde Szene: Ein Vater und sein Sohn – sein Name, Muhammed al-Durah, wird die israelisch-palästinensischen Beziehungen über Jahre hinweg begleiten - suchen zusammengekauert hinter einem kleinen Betonsockel Schutz vor den Kugeln, die zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Palästinensern ausgetauscht werden. Der kurze Clip von Talal Abu Rahma vermittelt folgenden Eindruck: der erwachsene Mann im Video versucht verzweifelt durch Winken und Rufen auf sich und das Kind aufmerksam zu machen. Dies gelingt ihm aber nicht: nach mehreren Schwenks und Wacklern der Kamera sieht man den kleinen Jungen reglos am Boden liegen und den Mann, offensichtlich schwer verletzt, gegen die Hauswand gelehnt. Die Bilder hatten als Initialzündung für die Al-Aqsa-Intifada gewirkt, die verheerende Folgen hatte: Die Israelis zählten in den 1558 Tagen der al-Aqsa-Intifada 20.406 Anschläge, darunter 138 Selbstmordanschläge und 13.730 Schussüberfälle, sowie 460 Angriffe mit Qassam-Raketen. Es wurden jedoch Zweifel laut an den Informationen aus „palästinensischen Kreisen“, zu denen auch der Kameramann gezählt werden kann. So versuchte beispielsweise die Journalistin Esther Shapira den Vorgang mit Hilfe ballistischer Experten zu rekonstruieren und stellte ihre Ergebnisse in der herausragenden ARD-Dokumentation "Drei Kugeln und ein totes Kind - Wer erschoss Mohammed al-Dura?" der Öffentlichkeit vor. Trotz aller Probleme bei ihrer Recherche – sie wurde im Gazastreifen alles andere als höflich empfangen, außerdem wurden sämtliche Spuren der Geschehnisse gründlich verwischt - waren die Ergebnisse ihrer Untersuchung eindeutig: es könne ausgeschlossen werden, dass al-Durah von Israelis erschossen wurde. Neben Hunderten von Briefen, Anrufen, Mails und Artikeln die Shapira im Anschluß an die Sendung zugesandt wurden und deren Absender aus ihrer Feindseligkeit gegenüber Israel keinen Hehl machten war eine weitere persönliche Konsequenz für sie, dass sie von nun an unter Polizeischutz stand.

Die darauf folgenden Spekulationen über die Frage, ob al-Durah nun versehntlich von palästinensischer Seite getötet wurde, oder ob es sich um eine mit dem Kameramann und dem Vater des Jungen abgestimmte Aktion zur Produktion eines Symbols für die Intifada in Form eines jungen Märtyrers handelt scheint dabei für das Gewissen der Welt völlig irrelevant zu sein: der überwiegende Teil der Menschheit traut aus Prinzip keiner "zionistischen Propaganda" und trauert um den Jungen nach wie vor als eines von vielen Opfern des jüdischen Aggressors, und die wenigen, die den Enthüllungen glauben schenken verlieren ohnehin sofort nach Bekanntwerden einer palästinensischen Täterschaft das Interesse am Fall. Von Palästinensern getötete Kinder sind einfach bei weitem nicht so spannend wie jene, die durch israelische Hand umkommen. Da dies sicher auch daran liegen mag, dass letzgenannte Fälle tief verwurzelte antisemitische Reflexe durch Abruf des Programms "jüdischer Kindsmord" im kollektiven Gedächtnis aktivieren, können wir auch angesichts der neuerlichen Opfer palästinensischer Gewalt in den eigenen Reihen erwarten, dass ein Aufschrei von Amnesty International auf sich warten lassen wird und wir auch nicht in den Genuß von "Friedensgottesdiensten für den Nahen Osten" kommen werden.

Letzten Montag wurden drei Kinder eines Abbas-Vertrauten in Gaza erschossen. Die Attentäter hatten das Auto mit den Kindern von Oberst Baha Baluschain auf dem Weg zur Schule aus dem Hinterhalt angegriffen und alle Insassen des Fahrzeugs getötet, dabei hatten sie sich offenbar bewusst die Kinder Baluschas als Ziel ausgesucht, weil sie an den Offizier selbst nicht herangekommen sind. Die Fatah macht die Hamas für den Anschlag verantwortlich. Nun weist dieser Anschlag eigentlich alle Charakterzüge auf die für gewöhnlich Juden zugeschrieben werden, die sich nicht freiwillig ins Meer treiben lassen wollen: feige, unverhältnismäßig und voll blindem Hass. Dennoch vermisst man sowohl die emotionalen Pamphlete der deutschen Friedensbewegung, als auch einen Besuch einer Delegation der Linkspartei im Gazastreifen. Stattdessen wendet man sich lieber kollektiv der Bedrohung durch die israelische Atombombe zu.

Dabei nimmt die Intrafada kein Ende. Nur zwei Tage nach dem Tod der drei Kinder wurde ein Hamas-Richter im Gazastreifen von Unbekannten erschossen. Dieses mal sieht die Hamas die Verantwortung bei der Fatah. Dabei ist nach wie vor unbekannt, aus welchen Gründen der Richter als Ziel gewählt wurde. Vielleicht wurde er einfach nur der Kollaboration mit Israel verdächtigt, ein faktisches Todesurteil in den palästinensischen Gebieten, wird doch jede vermeintliche Zusammenarbeit mit Israel und Juden allgemein als Verrat angesehen und für gewöhnlich standgerichtlich mit dem Tode bestraft, sei der Vorwurf auch lediglich der Verkauf von Land an Juden.

Nun sind solche Vorfälle nichts Neues: während der ersten Intifada wurden mehr Palästinenser durch ihre eigenen, als durch israelische Waffen getötet. Dennoch scheint sich die Situation in den letzten Tagen einem lange nicht mehr gesehenen Ausmaß genähert zu haben. Ministerpräsident Ismail Hanija wollte nach zwei Wochen panarabischer Betteltour über Ägypten zurück in den Gazastreifen reisen. Hanija, der kein Blatt vor den Mund nimmt und Israel offen das Existenzrecht abspricht, war vor allem bei seinen islamistischen Freunden im Iran erfolgreich und hatte rund 35 Millionen Dollar als Unterstützung für seine antizionistischen Horden dabei; stilsicher im schwarzen Koffer. Auf Anordnung des israelischen Verteidigungsministers Amir Peretz haben israelische Soldaten jedoch den palästinensischen Ministerpräsidenten daran gehindert, über den Grenzübergang Rafah zurück in den Gaza-Strefen zu reisen indem sie kurzerhand den Grenzübergang gesperrt hatten. Daraufhin stürmten etwa 2000 zum Teil bewaffnete Anhänger der regierenden radikalen Hamas den Grenzübergang. Unter der Bedingung, die Finanzspritze für die Vernichtung Israel in Ägypten zurückzulassen wurde Hanija die Einreise ermöglicht. Dabei wurde ein Anschlag auf seinen Konvoi verübt, bei dem einer seiner Leibwächter getötet und fünf weitere Menschen verletzt worden seien, darunter Hanijas politischer Berater.

Daraufhin gab es schwere Zusammenstöße zwischen Hamas- und Fatah-Anhängern. Jetzt hat Präsident Abbas Neuwahlen ausgerufen, deren Verhinderung sich die Hamas sogleich auf die Fahnen geschrieben hat. So äußerte der palästinensische Außenminister Zahar in einem Interview, die Hamas werde "diese Wahlen [...] niemals zulassen". Die Folge waren erneute Ausschreitungen, was einige bereits von bürgerkriegsähnlichen Zuständen sprechen lässt. Die neuerlichen Spannungen müssen dabei als Fortetzung jener Rivalität der um Autorität konkurrierenden Parteien verstanden werden, die bereits im Juni zu erbitterten Kämpfen geführt hatte. Die Auseinandersetzungen werden seither mit einer Intensität geführt, die durch den Bedarf an neuen Waffen bereits Auswirkungen auf die Preise von Handfeuerwaffen zeigt. Das Jerusalem Center for Public Affairs hatte bereits im Juni vor den möglichen Konsequenzen der Machtkämpfe gewarnt: Israeli security sources are indeed concerned for the future of the PA as a functioning system. [...] Calling for early elections could well lead not to new elections but to the collapse of the PA. In such a case, Hamas would end its period of "calm" with Israel. Thus, instead of internal civil war, full-scale fighting against Israel could erupt that unites all the Palestinian factions. Another possible outcome could be a split between a Hamas-led government in Gaza and a Fatah-led government in the West Bank.

Unabhängig vom Ausgang der Rivalitäten scheint am Ende also zumindest eines sicher zu sein:

Der Verlierer heisst Israel.

Samstag, 16. Dezember 2006

Hilfe, die Preußen kommen! - Kain verklagt Abel

"Von der Maas bis an die Memel von der Etsch bis an den Belt", so weit müsse sich deutscher Boden mindestens erstrecken, das wusste schon der antisemitische Dichter des Deutschlandliedes Hoffmann von Fallersleben. Diese Schwärmerei ist nun schon etwas in die Jahre gekommen und seit 1841, dem Entstehungsjahr der Zeilen, hat sich so einiges getan: der eine oder andere von Deutschen angezettelte Weltkrieg zum Beispiel. Aber manch einer sieht das alles nicht so eng und gibt sich voll und ganz revisionistischen Träumereien hin, so als hätte es den Zweiten Weltkrieg nie gegeben . Die Preußische Treuhand beispielsweise will, dass Deutsche endlich wieder das ihnen "geraubte" deutsche Land bestellen dürfen um somit auch östlich von Oder und Neiße wieder richtig deutsch sein zu können. Die "GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien. Prussian Claims Society" versteht sich als Vertriebenenverband und hat nun beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte auf Entschädigung für erlittenes Unrecht geklagt. In den Klagen wird Polen eine Verletzung der Europäischen Menschenrechtskonvention vorgeworfen.

Nun hat sich zwar auf den Konten der sogenannten "Vertriebenen" seit 1949 die Summe von 74 Milliarden Euro an Entschädigungszahlungen angehäuft (im Entschädigungfond für Zwangsarbeiter stehen weniger als fünf Milliarden Euro zur Verfügung) , aber um Geld geht es den Treuhändern auch nicht, sondern darum, den Verlust ihrer deutschen Heimat rückgängig zu machen und somit ihren angeknacksten großdeutschen Stolz zu kitten. Das hieße dann in der praktischen Umsetzung, dass Deutsche mal wieder zuhauf in Polen einmarschieren um sich dort niederzulassen, denn die Preußische Treuhand strebt nicht mehr und nicht weniger als das Recht auf eine Rückkehr vertriebener Deutscher auf ihre einstigen Immobilien an. Sechs Jahrzehnte nach Kriegsende stellen Hardliner und Ewiggestrige unter den Vertriebenen die Nachkriegsordnung infrage und versetzen damit viele Polen in Angst und Schrecken. So hatten laut einer Umfrage im Jahr 2003 in der zentralpolnischen Woiwodschaft Swietokrzyskie[...] 77 Prozent der Einwohner Angst vor Forderungen der Deutschen. Holt die Kinder von der Straße, die Deutschen kommen! Allerdings in gnädig-friedlicher Mission: „Ich verzichte auf Rache und Vergeltung, aber nicht auf mein Recht!“

Doch während in Polen bittere Erinnerungen wieder wach werden ist man sich bei der Preußischen Treuhand alles andere als sicher über den Verlauf der deutsch-polnischen Geschichte. Davon, daß „über 50 Prozent der Deutschen in Pommern, Ostpreußen und Schlesien [...] die Nazis gewählt" haben und die Städte in der Region "Hochburgen der Nazis“ waren will man hier lieber nichts wissen. So hat auch Alexander von Waldow, Aufsichtsrat der Preußischen Treuhand, ein recht spezielles Geschichtsverständnis: Ja, die Deutschen hätten den Krieg begonnen, sagt er zum Beispiel – „aber wer hat ihn verursacht? Ich will das nicht vertiefen.“

Von Waldow fühlt sich ungerecht behandelt weil er von seinem Schloß Mehrenthin vertrieben wurde. Jetzt will er zurück, um ein Exempel gegen antideutsche Gräueltaten zu statuieren: "Unterdrückung und Diskriminierung der deutschen Bevölkerung" dürfe es in Polen nicht mehr geben und bereits erfolgte Missetaten müssen gesühnt werden, denn die "kommunistische polnische Regierung hat sowohl gegen Natur- wie Völkerrecht schwerstens verstoßen mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung" und müsse deshalb die Deutschen für erlittenes Unrecht entschädigen. Und da die polnische Regierung nicht gerade mit Begeisterungsstürmen auf diese "zynische Frechheit" der Deutschen reagiert hatte knöpfte sich von Waldow zunächst mal die heutigen Eigentümer des Anwesens vor. Obwohl von Waldow sein Verhältnis zu den Käufern seines früheren Hauses als freundschaftlich umschreibt fühlen sich diese von den regelmäßigen Besuchen des heimatlosen Rentners eher belästigt: "Ich finde, die Ziele der Preußischen Treuhand sind wahnwitzig. Geschichtliche Tatsachen werden ins Gegenteil verkehrt. Wenn diese Ziele umgesetzt werden, führt das zum Unglück vieler Menschen und stiftet Unruhe." Von Walodow schwelgt derweil in Nostalgie und träumt davon, dass „das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937“ fortbesteht.

Die Preußische Treuhand ist – nach dem geplanten Zentrum gegen Vertreibungen – wohl die bekannteste revisionistische Initiative, mit der die polnische Öffentlichkeit seit Juli 2003 konfrontiert wird, reiht sich also nahtlos in das sonstige Aktionsrepertoire der deutschtümelnden Unschuldslämmer ein, die laut Samuel Salzborn eine Geschichtsinterpretation reproduzierten, die geradewegs auf die Schaffung eines Mythos deutscher Kollektivunschuld zusteuert. Das "Zentrum gegen Vertreibungen" wurde vom Bund der Vertriebenen (BdV) initiiert und vor allem von dessen Präsidentin Erika Steinbach forciert. In einem offenen Brief mit dem Titel "Für einen kritischen und aufgeklärten Vergangenheitsdiskurs" äußert sich dazu eine Gruppe namhafter Wissenschaftler: "Die große Gefahr, die dieses Ansinnen in sich birgt, besteht in einer staatlich sanktionierten Umdeutung der Vergangenheit, ja einer Revision der Geschichte und der Torpedierung eines auf europäischen Dialog angelegten gesellschaftlichen und politischen Diskurses. " Obwohl dem BdV bereits mehrfach enge Kontakte ins rechte und geschichtsrevisionistische Lager bescheinigt wurden möchte man hier - trotz aller programmatischer Ähnlichkeiten - nichts mit den Schmuddelkindern der Preußischen Treuhand zu tun haben und distanziert sich fleißig. Sogar auf gerichtlichem Wege ließ der größte deutsche Vertriebenenverband feststhalten, dass jede Unterstellung einer Nähe des BdV zur Preußischen Treuhand eine Falschbehauptung darstelle. Zahlreiche personelle Überschneidungen lassen diese angebliche Distanz aber dennoch recht zweifelhaft erscheinen: Hans-Günther Parplies, der BdV-Landesvorsitzende in NRW, ist sowohl stellvertretender Aufsichtratsvorsitzender der Preußischen Treuhand als auch BdV-Vizepräsident - und somit Stellvertreter von Steinbach. Treuhand-Chef Pawelka sitzt ebenfalls im BdV-Bundesvorstand - in seiner Funktion als Bundesvorsitzender der schlesischen Landsmannschaft, die zusammen mit der ostpreußischen Landsmannschaft 50 Prozent der Treuhand GmbH hält. Beides Mitgliedsverbände des BdV.

60 Jahre sind aber auch wirklich genug und heute kann man sich auch in deutschen Landen wieder ungehemmt über die "eigenen Opfer" ausheulen. Es muss endlich raus; das Tabu muss gebrochen werden: Deutschland ist ein Opfer der Geschichte. Zuerst sind die geschundenen Deutschen schon von Hitler verführt worden, dem sie nur widerwillig und unter schlimmsten Gewissensbissen gefolgt sind, dann wurden Millionen deutscher Mitläufer bedroht, beschossen und vertrieben und heute schließlich will der Staat Polen noch nicht einmal das historische Ausmaß der Verbrechen an den Deutschen anerkennen. Und das alles wegen ein bisschen Weltkrieg und Auschwitz. Aber trotzdem, oder gerade deshalb: heute sind wir endlich wieder jemand! Fehlt zur Vollständigkeit des deutschen Glücks nur noch das einzig angemessene Territorium: von der Maas bis an die Memel.

In Polen indes hat man für diese Form der Zelebration deutscher Opfermythen nur ratloses Schulterzucken übrig. Der Lubliner Erzbischof Jósef Zycinski verdeutlichte sein Unverständnis gegenüber deutschen Wiedergutmachungsforderungen beispielsweise recht anschaulich mit einem Rückgriff auf biblische Geschichte: "Kain ist auch nicht auf den Gedanken gekommen, materielle Entschädigung für die Schäden zu verlangen, die er in der Folge des Todes Abels erlitten hat."

Amen.

Mittwoch, 13. Dezember 2006

Israel. Nuclear Neighborhood Bully

Hätte er sich doch nur an den Spickzettel gehalten. Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert hat sich während seines Deutschlandbesuches bei einem Sat1-Interview verplappert: er hat Israel als Atommacht geoutet, so wird es zumindest ausgelegt. Dabei kommen die Reaktionen meist geheuchelt überrascht daher: ein Hauch von "Wir haben es doch schon immer gewusst" mischt sich da diskret mit hysterischem Geschrei von der "israelischen nuklearen Bedrohung". Olmert hatte gesagt: "we have never threatened any nation with annihilation. Iran, openly, explicitly and publicly threatens to wipe Israel off the map. Can you say that this is the same level, when they are aspiring to have nuclear weapons, as America, France, Israel, Russia?"

Nun sind Atomwaffen vollkommen zurecht ein geächtetes Mittel der Kriegsführung. Die Folgen eines Einsatzes sind in ihrem Wirkungsradius nicht einzugrenzen, die schrecklichen Konsequenzen sind aus Hiroshima und Nagasaki hinreichend bekannt. Man muss aber auch beileibe kein A-Waffen-Fan sein um die öffentliche Reaktion kritisch sehen zu können.

Zunächst einmal gilt es die Frage zu klären, ob es sich bei den Worten Olmerts tatsächlich um ein ungeplantes Geständnis handelt. Er nennt im Interview zwar in der Tat Israel in einem Atemzug mit Staaten die allesamt im Besitz von Atomwaffen sind, laut israelischen Aussagen jedoch in einer anderen Funktion, nämlich als Beispiel für einen verantwortungsvollen Staat: the Prime Minister's Office said the statement was misinterpreted. The prime minister "listed Israel among the list of responsible nations, and not the list of nations which have nuclear weapons".

Aber wen interessiert schon wie Olmert seine Aussagen verstanden haben will, wenn sich seine Worte doch bereits so herrlich verselbständigt haben. Rabbi
Juda Hassid lehrte uns bereits im 13. Jahrhundert: "Du kannst dein Wort bedauern; du kannst aber niemals dein Schweigen bedauern. Vor dem Reden bist du Herr deines Wortes, aber nachher wird das Wort dein Herr." Vielleicht hätte sich Olmert an diese Empfehlung halten sollen. So sieht man es auch in Israel, wo die Äußerungen zwar ebenfalls einen Sturm der Empörung ausgelöst haben, sich dessen Grundlage von den Unmutsbekundungen im Rest der Welt jedoch fundamental unterscheidet, wie die Jerusalem Post feststellt: But still, the tempest Olmert's comments caused in Israel - a tempest not echoed in the German or international media - seemed due less to the content of what he said, and more that he actually said anything at all.

Was solchen Ausrutschern folgen würde war klar: die Welt ist ensetzt. Mal wieder. Die Zeitung The Scotsman sorgt sich beispielsweise um die dunkle Bedrohung die für die Welt vom israelischen Atomwaffenarsenal ausginge. "Dunkle Bedrohung" klingt schon etwas gruselig - Mordor lässt
grüßen. Dass sich angesichts einer solchen Stimmung die erklärten Feinde Israels ins Fäustchen lachen kann man da fast schon verstehen. So lässt dann auch der iranische Regierungssprecher umgehend verkünden, die jetzt endlich bewiesene Existenz israelischer Atomwaffen "constitutes a real threat to the security and stability of the Middle East…it's proof that Islamic nations in the region are under a security threat." Ergo: Iran braucht ebenfalls welche.

Dass ein Staat an der Seite Israels existiert, der aus seinen antisemitischen Vernichtungsphantasien keinen Hehl macht and den Besitz nuklearer Waffen anstrebt scheint im Moment ohnehin recht wenig zu interessieren, genauso wie die zeitgleich mit Olmerts Deutschlandbesuch stattfindende Holocaust-Konferenz in Teheren deren Ziel es ist die "Frage" zu klären, ob es überhaupt einen Holocaust an den Juden gegeben hat und wieviel diese selber zu ihrer Vernichtung beigetragen haben könnten. Genauso unerheblich scheint auch der immer noch euphemistisch "Waffenstillstand" genannte Zusand in Israel zu sein der zumindest für Israelis sicher keiner ist, da der Beschuss mit palästinensischen Kassam-Raketen sich nicht mal spürbar reduziert hat. Nein, da scheint es im moment wichtigeres zu geben: Israel hat schließlich die A-Bombe. Zwar verfügen auch jede Menge anderer Staaten über ebensolche Waffen - oder sind zumindest Nukleare Teilhaber, wie auch Deutschland - die auf der politischen Bühne bisher einen deutlich zwielichtigeren Eindruck hinterlassen haben, aber wen interessiert im Moment schon Nordkorea. Das hatten sich wohl auch die Weltretter der "Internationalen Ärzte zur Verhinderung des Atomkrieges" (IPPNW) gedacht als sie sich kürzlich in der misslichen Lage sahen, sich zu einem Statement bezüglich des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms genötigt zu sehen. Doch es gelang ihnen in ihrem genialen Propaganda-Coup dennoch sich treu zu bleiben und die Aufmerksamkeit auch dann, wenn es eigentlich um etwas anderes geht mal wieder auf die alten Schlingel in den USA zu lenken, sind diese doch ohnehin die größte Gefahr für den Weltfrieden:"Für Nordkoreas Atomwaffenprogramm gebe es keinerlei Rechtfertigung." Zu so viel lassen sie sich in ihrem skurrilen Pamphlet doch noch hinreissen. Doch dabei wollen sie es dann auch bewenden lassen und fahren fort: "Allerdings hätten die aktuellen Entwicklungen reale politisch-historische Hintergründe, die ein Bedrohungsszenario für Nordkorea zumindest nachvollziehbar machen würden." Für eine Vereinigung deren selbsterklärtes Ziel die Abschaffung von Atomwaffen und Atomenergie weltweit ist scheint dieses plötzliche Verständnis für die atomaren Gelüste Nordkoreas doch etwas unangemessen zu sein, wenigstens aber auf humoritisch hohem Niveau. Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben. Wir können gespannt sein auf die zu erwartende Erklärung zur neuesten Entwicklung in der Causa Israel.

Warum gerade diese Entrüstung wenn es um Israel geht? Ein Schelm wer böses dabei denkt. Doch auch Der Spiegel scheint sich sicher zu sein, dass Israel nichts Gutes im Schilde führen kann. So gehe es Israel in seinem Kurs gegen das iranische Atomprogramm lediglich darum sich das Monopol zu sichern: Seine Stellung als atomarer Monopolist in der Region will Israel mit Gewalt aufrechterhalten. Dass es Israel genau darum und nicht etwa um die eigene Sicherheit gehe, das könne man schließlich schon an folgendem Beispiel erkennen:Das musste Anfang der achtziger Jahre Saddam Hussein erfahren, nachdem seine Wissenschafter große Fortschritte beim Bau einer irakischen Atombombe gemacht hatten. Der damalige israelische Premierminister Menachem Begin befahl der israelischen Luftwaffe, den irakischen Atomreaktor zu zerstören. Begins Bomber setzten Saddam Husseins Atombeschaffungsprogramm ein jähes Ende.

Undank ist der Welten Lohn und so ist hierzulande nichts suspekter als Juden, die sich erfolgreich wehren
: die Deutschen lieben tote Juden, je toter sie sind, umso mehr werden sie geliebt, da passt ein Akt jüdischer Selbstverteidigung natürlich nicht ins Konzept. Dabei ist es auch egal was Israel gerade sagt oder macht - Antisemiten haben sich bisher meistens als recht aufklärungs- und faktenresistent erwiesen - so hatte es vor mehr als 20 Jahren bereits Bob Dylan erkannt und singt in seinem Lied "Neighborhood Bully" unter anderem:

"Well, he knocked out a lynch mob, he was criticized,
Old women condemned him, said he should apologize.
Then he destroyed a bomb factory, nobody was glad.
The bombs were meant for him.
He was supposed to feel bad.
He's the neighborhood bully.
[...]
Well, he's surrounded by pacifists who all want peace,
They pray for it nightly that the bloodshed must cease.
Now, they wouldn't hurt a fly.
To hurt one they would weep.
They lay and they wait for this bully to fall asleep.
He's the neighborhood bully."

Dienstag, 12. Dezember 2006

Edward Said – The Voice of the Palestinian People

Am 3. Juli 2000 gelang einem Agence France-Presse-Reporter diese Momentaufnahme des heldenhaften palästinensischen Widerstandes: mit Steinen gegen schwerbewaffnete Soldaten. Business as usual, wird sich der geneigte Antiimperialist denken, doch gibt es in diesem Fall eine gewisse Besonderheit, so handelt es sich bei der auf dem Foto abgebildeten Person um den amerikanischen Professor für englische und vergleichende Literatur Edward Said, der sich hier die Zeit mit Wurfübungen auf Israelis vertreibt. Sein darauf folgendes halbherziges Dementi war nicht mal ein richtiges: Es sei die "eher karnevaleske Atmosphäre" nach dem Abzug der Israelis gewesen; in "einer Art ödipalem Wettbewerb" wollte er seinem Sohn beweisen, dass er viel weiter werfen könne; und außerdem dachte er doch nicht, dass ihn jemand dabei fotografieren würde. Schlechtes Gewissen? Wohl eher nicht. Klingt eher nach dem Frust eines Kindes das von Muttern beim Süßigkeitenklauen in flagranti ertappt wurde: "Aber ich wusste doch nicht, dass du mich erwischen wirst!"

Edward Said (1935-2003) hatte durch die Veröffentlichung des Buches Orientalism (1978) plötzliche Bekanntheit erlangt, sowohl in den Elfenbeintürmen der Gelehrten als auch außerhalb der akademischen Welt. Er wurde das, was wohl gemeinhin ein „Intellektueller“ genannt wird. "He became an inspiring guide to both history and culture" trauert ihm dann nach seinem Tode auch erwartungsgemäß die britische Zeitung Guardian hinterher. In seinem Erfolgsbuch erkannte er zwar eine reelle Problematik – die Konstruktion eines „Orient“ als für die Existenz eines „Okzident“ essentielles „Anderes“ – baut dabei jedoch vorbei an den Wissenschaftlichen Realitäten einen Popanz auf. Auf diesen drischt er dann beispielsweise so ein: Orientalismus sei “nothing more than a structure of lies and myths”. Der von Said kritisierte Islamwissenschaftler Bernard Lewis kommt in seinem Artikel „The Question of Orientalism“ im New York Review of Books zu folgender Einschätzung: "The tragedy of Mr. Said's `Orientalism´ is that it takes a genuine problem of real importance and reduces it to the level of political polemic and personal abuse".

Von der New Yorker Journalistin Amy Goodman wurde Said posthum zur "Voice of the Palestinian People" ernannt. Nun haben diese zwar schon eine Stimme, nämlich Mumia Abu-Jamal, "Voice of the Voiceless", der schon längst festgestellt hat, dass die Palästinenser "ein schönes, tapferes, angriffslustiges und zugleich umzingeltes Volk" sind, welches von fiesen rassistischen Juden unterdrückt wird, die dadurch zu Nazis geworden sind, aber doppelt hält bekanntlich besser, und von dieser Art intellektueller Rückendeckung konnten die palästinensischen "Freiheitskämpfer" schließlich noch nie genug bekommen. Ausserdem hat Said, der die Situation im Nahen Osten als "one of the great moral causes of our time” bezeichnet noch ein ganz anderes Ass im Ärmel: er ist einer von ihnen, ein Palästinenser, genetisch nämlich, ausserdem habe er seine Kindheit in Palästina verbracht. So behauptet er es zumindest. Saids Antwort auf die Frage, was ihn denn nun eigentlich als Nahostexperten und "Stimme der Palästinenser" prädestiniere sieht dann so aus: “I was born in Jerusalem and had spent most of my formative years there and, after 1948, when my entire family became refugees, in Egypt. Weiter geht es mit der Schilderung seiner traurigen Jugend auf britischen privaten Eliteschulen und seinem Studienanfang in den USA.

Nein, zu diesem Zeitpunkt war Edward Said sicher kein Palästinenser - Erziehung durch Briten, des Arabischen kaum mächtig - es sei denn durch die Bande des Blutes. Während seiner schulischen und akademischen Laufbahn habe er seine arabische Identität gar unterdrücken müssen um sich später einzugestehen: "I found myself becoming an entirely Western person". Und das ist natürlich, so haben wir schon in Orientalism gelernt, ganz und gar unartig, dekadent und künstlich, kurz: das Gegenteil des natürlich gewachsenen palästinensischen Volkes, zu dem er ja eigentlich durch Geburt auch gehöre, hätte man ihn nicht seiner Heimat beraubt. Deshalb habe er auch das Recht für die Palästinenser zu sprechen. Der Ethnologe James Clifford kommentierte diese Einstellung in einer Rezension: "What does it mean, at the end of the twentieth century, to speak […] of a “native land”? What does it mean to write as a Palestinian? as an American? as a Papua New Guinean? as a European?”

Nun gab es auch schon recht früh die ersten Zweifel an Saids dramatischer Lebens- und Leidensgeschichte. Könnte es sein, dass Said nie in "Palästina" gelebt hatte? Justus Reid Weiner jedenfalls zeigte umgehend Ungereimtheiten auf und entlarvte die angebliche Biographie als geringfügig politischeres "Märchen aus 1001 Nacht". Weiner in "´My Beautiful Old House´ and Other Fabrications by Edward Said": On his birth certificate, prepared by the ministry of health of the British Mandate, his parents specified their permanent address as Cairo, and, indicating that they maintained no residence in Palestine, left blank the space for a local address. Similarly blank is the entry for a local address in the church record of Edward Said's baptism, an event that likewise took place in Jerusalem two years later. Of the 29 telephone and commercial directories for Jerusalem and Palestine from 1931 through 1948 that I was able to locate, more than half carry business and/or residential listings for Boulos Said and his wife. There are no listings for Edward Said's parents in any of the directories, whether in English, Hebrew, or Arabic. Saids Reaktion erfolgte prompt: in seiner Kolumne in der ägyptischen Zeitung Al-Ahram titelte er "Defamation, Zionist-style".

Doch kein "echter" Palästinenser? Macht auch nichts, denn durch sein Engagement hatte er sich gewiss den Titel "Palästinenser ehrenhalber" verdient. Sein Einsatz für die gute Sache begann mit dem Jahre 1967, als nicht nur ein großer Teil der deutschen Linken ihre deutsche, sondern der junge Edward Said auch seine palästinensische Identität wiederentdeckt hatte, die ihn ab 1977 schließlich sogar als Abgeordneten in den Palestinian National Council führte. Dies hatte er sicherlich auch seinen sehr eindeutigen Positionen zur Akteurskonstellation in der Region seines Herzens zu verdanken, zum Beispiel folgender: "The situation of the Palestinian is that of a victim. They're the dispossessed, and what they do by way of violence and terrorism is understandable", so gibt er 1989 in einem Interview zu Protokoll. Gerhard Scheit bemerkt hierzu: Weltverschwörung läßt sich immer am besten aus der Opferperspektive imaginieren: Die Nation ist das große Opfer; Said aber – und darin kommt seine christliche Herkunft zum Tragen – muß dieses nationale Kollektiv weniger am eigenen mit der Nation identisch gemachten Leib (wie die moslemischen Palästinenser in den besetzten Gebieten), als an der eigenen empfindsamen Seele reproduzieren. Seine schöne Seele ist das eigentliche Opfer, in dem sich der Opferstatus der Palästinenser spiegeln kann.

Doch damit nicht genug fährt Said fort: "But what the Israelis do, in killing Palestinians on a much larger scale, is a continuation of the horrific and unjust dispossession of the Palestinian people". Fast zehn Jahre später scheint sich Saids Intellekt so weit geschärft zu haben, dass er jetzt die tatsächlichen Dimensionen des Konflikts erkennt. Er bringt dies nun mit dem Satz “To Palestinians, however, their role is that of victims of the victims” auf den Punkt. Diese Formel sollte man einmal genauer betrachten um erkennen zu können was sie eigentlich alles impliziert. Said meint: die Palästinenser sind die Opfer der Opfer des Nationalsozialismus, so viel ist aus dem Kontext des Artikels klar herauszulesen. Nun sind mit dieser Formulierung natürlich zwei große Probleme verbunden. Erstens sind die Palästinenser - wenn überhaupt - Opfer des israelischen Militärs, nicht der Juden als homogener Masse. Said macht also eine eigentlich israelische Handlung zu einer jüdischen. Zweitens sind diese Juden, wenn wir die Palästinenser als Opfer annehmen logischerweise die kollektiven Täter. Da sind sie wieder, die Juden als Tätervolk. Was damals den Juden angetan wurde, das tun diese heute den Palästinensern an. Der Holocaust scheint die Messlatte zu sein. So schreibt Said in seinem Buch "Frieden in Nahost?": "Ironischerweise gibt es für unser Anliegen einen unmittelbaren Präzedenzfall, nämlich in den israelischen Forderungen gegenüber Deutschland". Said behauptet also tatsächlich, dass sich die Geschichte des Nationalsozialismus im Nahen Osten wiederhole, mit Juden als Tätern. Dies dokumentiert auch sein Hinweis auf die vermeintliche Ironie der Konstellation in Nahost: “Israel is now waging a war against civilians [...]. This is a racist war, and in its strategy and tactics, a colonial one as well. People are being killed and made to suffer disproportionately because they are not Jews. What an irony!“ Wo allerdings die jüdischen KZs, die jüdische SS und die jüdische Herrenmenschenideologie zu finden sind, darauf bleibt er uns natürlich eine Antwort schuldig.

Die Argumentation erinnert an die Ted Honderichs. Honderich bemühte sich in "Nach den Terror. Ein Traktat" um eine moralische Rechtfertigung palästinensischer Attentate. Dies liest sich dann beispielsweise so: "Ich für meinen Teil habe keinen ernsthaften Zweifel, um den prominenten Fall zu nehmen, dass die Palästinenser mit ihrem Terrorismus gegen die Israelis ein moralisches Recht ausgeübt haben". 2003 sollte das Buch in Deutschland vom Suhrkamp-Verlag herausgegeben werden, durch einen offenen Brief Micha Brumliks wurde letztlich aber ein kleiner Skandal aus der Veröffentlichung, die den Verlag schließlich zu der Entscheidung bewog, das Buch nicht weiter im Programm zu behalten. Edward Said blieb von solch öffentlicher Aufregung um seine Person zu Lebzeiten erstaunlich unbehelligt obwohl auch er palästinensischen Terror legitim und verhältnismäßig empfand: "Yes, there was a terrorist outrage, but there's more to the world than terror. There is politics, and struggle, and history, and injustice, and resistance and yes, state terror as well”. Ungerechtigkeit, Widerstand, Geschichte. Der Stoff aus dem Helden sind. Und als solche vergöttert Said die palästinensischen "Widerstandskämpfer" auch: "Remarkably, though, the great mass of this heroic people seems willing to go on, without peace and without respite, bleeding, going hungry, dying day by day. They have too much dignity and confidence in the justice of their cause to submit shamefully to Israel, as their leaders have done. What could be more discouraging for the average Gazan who goes on resisting Israeli occupation than to see his or her leaders kneel as supplicants before the Americans?". Bereits 1994 entstanden ganz ähnliche Zeilen als Reaktion auf die Verhandlungen von Oslo. Edward Said wandte sich damals endgültig von Arafat ab, da dieser die "Intifada einseitig abgebrochen" habe, obwohl diese so viel Gutes hervorgebracht hätte.

Die Intifada, der Terror gegen Israel scheint die einzig realistische Möglichkeit zu sein, der israelischen Übermacht Einhalt zu gebieten, so viel wird nach der Lektüre Saids klar. Dass sich die Macht der Juden nicht nur auf Israel beschränkt scheint dabei selbstverständlich. In "Zionismus und palästinensische Selbstbestimmung" schreibt er über den jüdischen Staat, dieser sei "weniger ein Staat der in ihm lebenden Bürger […], sondern vielmehr das Refugium eines Volkes, das sich überwiegend in der Diaspora befand". Daher könne „die zionistische Organsiation, und später der Staat, nachdem er lebenswichtige Territorien in seinen Besitz gebracht hatte, auf bedeutende außerstaatliche Herrschaftsmittel zurückgreifen". Said reproduziert das altbekannte Bild vom parasitärem Judentum, das mittels Steuerung der internationalen Finanzmärkte ein Machtgeflecht installiert hat, welches sich über den gesamten Globus erstreckt. Ein Klassiker des Antisemitismus. Von einem Literaturprofessor hätte man deutlich mehr Kreativität erwarten können. Dennoch bleibt er sich treu, wenn er erwartungsgemäß den Fokus jüdischer Kontrolle in den USA ausgeübt sieht und eine "Israelisierung der US-Politik" zu erkennen glaubt: "Die äußerst einflußreiche jüdische Gemeinschaft in Amerika drängt dem israelischen Willen immer noch Geld und eine reduzierte Sichtweise auf". Deutlicher geht es kaum...

In anbetracht all dessen verwundert es auch wenig, dass er die Vorkommnisse an der israelisch-libanesischen Grenze 2003 - Said wurde beim Steineschmeissen erwischt - als große jüdische Verschwörung gegen seine Person betrachtet. Die "israelische Propaganda unterstützt von willfährigen westlichen Medien“ habe den Vorfall mit dem Steinewerfen „monströs aufzubauschen und mich als gewalttätigen Fanatiker hinzustellen" versucht, so jammert er in einem Interview. Said ist in seinem Antisemitismus wenigstens konsequent: nicht nur Politik und Wirtschaft sind jüdisch-israelisch gesteuert, sondern auch die Medien. War der Photograph vielleicht sogar Jude? Aber was ist an einer Charakterisierung Saids als "gewalttätigen Fanatiker" eigentlich falsch ausser, dass er bis auf diese Ausnahme den Teil mit der Gewalt, die Drecksarbeit sozusagen, von seinen palästinensischen Verbündeten ausüben lässt, während er sich mit Schreibtischtäterstatus zufrieden gibt?

Alle Bücher die Edward Said über den Nahen Osten geschrieben hatte wurden innerhalb kürzester Zeit ins Deutsche übersetzt und auflagenstark verlegt. Dass er in Deutschland besonders gerne gelesen wird ist dabei natürlich kein Zufall, liefert er doch Munition zuhauf für eine spezifisch deutsche Spezialität auf dem Gebiete des Antisemitismus: Sekundärer Antisemitismus. Jener Judenhass also, der nicht trotz sondern gerade wegen Auschwitz existiert und von Henryk Broder in "Der ewige Antisemit" treffend mit den Worten umschrieben wird: "Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen". Diese unangenehme Sache die man damals mit den Juden angestellt hatte scheint dabei die arme, durch Bombenholocausts und ähnlichem Gräuel geschundene Deutsche Seele derart zu belasten, dass es entweder nicht mehr verkraftet wird diese ewigen Vorwürfe zu hören ("Hört das denn niemals auf? Immerhin sind schon 60 Jahre vergangen!"), oder aber der Adornosche kategorische Imperativ alles Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz sich nicht wiederhole ernst genommen und Stellung bezogen wird gegen den neuen Holocaust, auch wenn, oder sogar gerade weil es sich dieses mal um den von Juden an Palästinensern verübten handelt. Palästina lag den Deutschen schließlich immer schon sehr am Herzen, und so kommt es zu der skurrilen Konstellation, dass "die Täter aufpassen, dass ihre Opfer nicht rückfällig werden", wie Wolfgang Pohrt es auf den Punkt bringt. Die Shoah wird dabei ihrer historischen Singularität aufs unappetitlichste beraubt und wird zu einer Tat unter vielen qualitativ gleichwertigen. Und die Gleichung Holocaust=Nakba=X hilft in Deutschland freilich ungemein dabei, sich von der Last seiner eigenen Geschichte zu befreien und so beruft man sich nur allzu gerne auf Zeilen wie diese in der Zeitung Le Monde Diplomatique erschienenen: "by recognizing the holocaust for the genocidal madness that it was, we can then demand from Israelis and Jews the right to link the holocaust to Zionist injustices towards the Palestinian". So etwas kommt in Deutschland gut an, immerhin wollen nach der sogenannten Heitmeyer-Studie mehr als die Hälfte der Deutschen glauben "was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip auch nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben". Fast 70% denken, Israel führe einen "Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser", 85% denken "Es ist ungerecht, dass Israel den Palästinensern Land wegnimmt". Isreal ist eben doch der Jude unter den Staaten, wie Léon Poliakov meint.

Der Verfasser der Studie, Wilhelm Heitmeyer, merkt zum Zusammenhang von Israelkritik und Antisemitismus an: Demnach gilt solche Kritik an Israel als antisemitisch, die Israel das Existenzrecht und das Recht auf Selbstverteidigung aberkennt, historische Vergleiche der israelischen Palästinenserpolitik mit der Judenverfolgung im Dritten Reich zieht, Israels Politik mit einem doppelten Standard beurteilt, antisemitische Stereotype auf den Staat Israel überträgt, oder diese Kritik auf Juden generell überträgt, und Juden pauschal für die Geschehnisse in Nah-Ost verantwortlich macht.

Gratulation Edward! Volle Punktzahl!